Azubis zu Besuch auf der Kläranlage in Bottrop
Wir bei Emschergenossenschaft und Lippeverband haben viele verschiedene Kläranlagen in unserem Gebiet. Eine davon befindet sich in Bottrop.
Damit ihr euch besser vorstellen könnt, was genau unsere Aufgaben sind und wie das Abwasser gereinigt wird, haben wir die Anlage besichtigt und stellen euch nachfolgend den Klärprozess dar. Das Abwasser, welches wir jeden Tag produzieren, muss verschiedene Stationen durchlaufen, um wieder sauber zu werden. Zuallererst kommt das Zulaufbauwerk, wo das ganze Abwasser ankommt. Insgesamt kann die Kläranlage zwischen 0,5 – 8,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aufnehmen.
Als nächstes muss das Abwasser durchs Rechenhaus fließen, dort werden groben Sachen wie z.B. Äste, Steine oder auch Feuchttücher herausgekämmt, die sich im Gegensatz zu normalem Toilettenpapier nicht auflösen. Dies passiert alle 45 Minuten oder wenn das Wasser eine bestimmte Höhe erreicht hat. Das Wasser wird in drei Straßen aufgeteilt, wo jeweils drei Rechen hintereinander laufen um den groben Schmutz raus zukämen. Jeder Rechen hat eine andere Größe, einmal 50 mm, 15 mm und 10 mm, um auch wirklich alle Materialien rauszubekommen. Der Schmutz wird über ein Förderband in eine Presse gefahren, um Feststoffe und Wasser wieder zu trennen. Von da aus werden die Feststoffe in Container befördert, damit diese verbrannt werden können.
Danach fließt das Wasser in die sogenannten Sandfänge. Dort werden kleine Steinchen sowie der Sand herausgefiltert. Die Sandfänge sind abgedeckte Becken, die spitz nach unten zulaufen und eine Rinne entstehen lassen. Sie werden deshalb abgedeckt, da so viel Luft eingeblasen wird, dass die Auftriebskraft des Wassers aufgehoben ist, was schwimmen unmöglich macht. Ein Räumer (wie ein Sauger) sammelt dann den ganzen Sand und die Steine aus der Rinne des Beckens.
Anschließend fließt das Wasser in die Vorklärung. Der restliche feste Schmutz, der noch nicht richtig raus ist, wird hier eingesammelt. Dies wird mit einem Räumer gemacht, der unten am Beckenboden ganz langsam im Zeitlupentempo entlangfährt und die Feststoffe zusammenkratzt und aufsaugt. Daraus entwickelt sich nach weiterer Eindickung der Primärschlamm. Außerdem bildet sich oben eine Fettschicht, die ebenso von dem Räumer zusammengeschoben und anschließend abgesaugt wird. Darauf folgt zunächst das „saubere“ Wasser, was in die nächste Station geleitet wird.
Die nächste Station ist die sogenannte Belebung. In der Belebung werden Bakterien hinzugefügt, die bei dem Abbau von Schadstoffen helfen. Die Bakterien fressen sich unter Luftzufuhr satt und wandeln dabei die Schadstoffe um. Dieser Vorgang wird ständig wiederholt, teilweise mit Luftzufuhr und teilweise ohne Luftzufuhr. Durch das „Hungern“ der Bakterien wird die Effizienz erhöht und sie gehen auch an schwierigere Schadstoffe, wie z.B. Phosphor. Phosphor wird mit genügend Luft nicht umgewandelt, da es einfachere Möglichkeiten für die Bakterien gibt, an Nahrung zu kommen. Im luftlosen Bereich der Biologie muss das zu klärende Abwasser in Bewegung gehalten werden, weil die Bakterien schwerer als Wasser sind, sich sonst am Boden ansammeln und nicht aktiv genug sind, da kein oder nur wenig Kontakt zum Abwasser besteht. Phosphor, Nitrite, Nitrate oder Chloride sind ein paar Beispiele der abgebauten oder gebundenen Stoffe.
Nach der Biologie geht es weiter mit der Nachklärung. Die Nachklärung hat nur eine einzige Aufgabe. Das Wasser-Bakteriengemisch wird in einer Rinne weiter aufgewirbelt und dann in die großen Becken geleitet. Hier werden dann die Bakterien vom gereinigten Wasser getrennt, gesammelt und in die Belebung zurückgepumpt.
Am Ende steht noch einmal die Analytik. Die Analytik hat drei Stationen. Eine am Anfang, eine in der Mitte und eine am Ende. Es wird alle zwei Stunden eine Probe gezogen, die das geklärte Wasser beprobt und auf Schadstoffe kontrolliert. Des Weiteren werden die Proben für die Behörde gesammelt, damit im Fall einer Verunreinigung sofort kontrolliert werden kann, ab wann diese eingetreten ist.
Nun ist das Wasser sauber. Aber was passiert mit dem übrig gebliebenen Schlamm? Wenn der Schlamm aus der Nachklärung wieder in die Belebung kommt, wird der entstandene Überschuss an Bakterien herausgefiltert und in der Flotation gesammelt. Durch das Einpumpen von Wasser soll der Schlamm dicker werden. Klingt auf den ersten Blick unlogisch, macht aber nach näherer Betrachtung Sinn. Das eingepumpte Wasser wird mit Druckluft versetzt, damit das Wasser mehr Gas mitnehmen kann. Die Luftbläschen, die entstehen, lassen den Schlamm nach oben treiben und trennen diesen vom Wasser. Danach wird der Schlamm in ein weiteres Becken gepumpt, wo dann das überschüssige Wasser abläuft. Am Ende kommt ein breiartiges Gemisch heraus. Von dort wird der eingedickte Flotatschlamm zusammen mit dem Primärschlamm der Vorklärung dann in einen der vier Faultürme geleitet. In jeden Faulturm passen 15.000 Kubikmeter Klärschlamm. Die Faultürme beherbergen andere Bakterien als die Belebung und fressen wiederum diese. Die Bakterien im Faulbehälter benötigen eine konstant hohe Temperatur von ca. 38,5 °C und sind empfindlich gegenüber Licht. Dort entsteht Gas, welches hauptsächlich aus Methan besteht. Der Schlamm wird vor der Einführung in den Faulbehälter aufgewärmt, damit kein zu großer Wärmeunterschied entsteht. Dieser Prozess wird über Wärmetauscher geregelt. Das in den Blockheizkraftwerken durch die Methanverbrennung erhitze Wasser fließt im Kreis, um die Temperatur im Faulbehälter konstant zu halten.
Durch die Gase und die daraus entstehende Energie wird keine externe Energie gebraucht. Die Faultürme versorgen sich durch die Blockheizkraftwerke selbst mit Strom und Wärme. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Herrn Rahmann bedanken, der sich einen ganzen Vormittag zeitgenommen hat, um uns die Kläranlage zu zeigen und vieles zu erklären.