Bestandende Abschlussprüfung und Bau des Gesellenstücks des Tischler-Azubi

Vorstellung des Ausbildungsberufs Tischler*in.

Ein zentraler Teil der Abschlussprüfung der Tischler ist neben einer theoretischen und einer praktischen Prüfung der Bau eines Gesellenstücks. Für dieses ist ein bestimmter zeitlicher Rahmen sowie eine Liste von Anforderungen vorgegeben. Am Ende werden das Möbelstück und eine Mappe mit den dazugehörigen technischen Zeichnungen, einer Produktbeschreibung, einer Materialliste und einem Arbeitsablaufplan an die Prüferinnen und Prüfer abgegeben.

Das Gesellenstück wird zum Ende des dritten Lehrjahrs angefertigt. Es sind eine Bauzeit von maximal 100 Stunden und eine Mindestpunktzahl von 10 nach der Anforderungsliste des Essener Modells vorgeschrieben. Jeder Auszubildende hat die Möglichkeit, sein Möbelstück frei zu gestalten, solange die nötigen zehn Punkte auf der Anforderungsliste erreicht werden.

Die Planung und gestalterischen Aspekte des Gesellenstücks richten sich neben den vorgegebenen Anforderungen und dem Zeitrahmen auch nach den Möglichkeiten des Betriebs und den dort zur Verfügung stehenden Maschinen. Die Planung erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten. So müssen erste Entwurfszeichnungen bereits im Vorfeld dem Prüfungsausschuss vorgelegt und in einem kurzen Fachgespräch erklärt werden. 

Janis Weimann erzählt von der Erstellung seines Gesellenstücks:

"Ich habe mich nach Berücksichtigung der Vorgaben für ein Eichenmöbelstück in Stollenbauweise mit Türen und einem auf selbst gefertigten Massivholzauszügen laufenden Schubkasten entschieden und bin somit auf 12 Punkte nach dem Essener Modell gekommen.

In den ersten beiden Tagen des Gesellenstückbaus habe ich mich darauf fokussiert, alle Materialien vorzubereiten. So habe ich zunächst die Massivholzbohlen zu rechtwinkeligen Riegeln verarbeitet und daraus im Anschluss die benötigten Leimholzplatten hergestellt. Auch die Platten für die Türen und die Rückwände konnte ich in dieser Zeit bereits vorbereiten. Diese habe ich teilweise mit Massivholzanleimern aus Eiche versehen und daraufhin in der Furnierpresse mit einem schwarzen Schichtstoff belegt. 

Nachdem der Großteil der Platten vorbereitet war, konnte ich anfangen, die vorbereiteten Materialen auf das spätere Fertigmaß zuzuschneiden, um daraufhin die Falz- und Scharnierfräsungen sowie Gehrungsschnitte an den einzelnen Korpusteilen durchzuführen, um diese im Anschluss mit speziellen Flachdübeln zu verbinden. Daraufhin habe ich die Holzverbindungen für das Stollengestell und den Schubkasten ausgearbeitet, um auch diese Teile im Anschluss verleimen zu können. Im nächsten Schritt konnte ich den Auszug für den Schubkasten herstellen und auf das genaue Maß zwischen Schubkasten und Korpusinnenseiten anpassen. 

Zwischendurch mussten auch immer wieder kleinere Arbeitsschritte wie das Herstellen von Griff- und Schlagleisten eingeschoben werden, um den Zeitplan nicht zu durcheinanderzubringen. Auch das Schleifen und Ölen sämtlicher Massivholzteile musste ich im Zeitplan berücksichtigen, da auch die einzuhaltenden Trockenzeiten so gelegt werden mussten, dass ich währenddessen immer an einem anderen Teil weiterarbeiten werden konnte. 

Als die einzelnen Korpusse und das Gestell fertig geölt waren, konnte ich diese miteinander verbinden und infolgedessen die Rückwände, die Zwischenböden, den Schubkasten und die Türen montieren und das Möbelstück somit fertigstellen."

EGLV und das Team des Azubi-Blogs gratulieren Janis Weimann zum erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfung sowie zum 1. Platz der Gesamtwertung der Tischler-Innung Essen.